Gastbeitrag Segeltörn KW28 von Cornel

Gastbeitrag Segeltörn KW28 von Cornel

 

Wir hatten uns für Samstagnachmittag in Kalmar verabredet. Ich fliege über Kopenhagen und nach einer vierstündigen Zugfahrt komme ich in Kalmar an. Päde und die Patonja sind leicht zu finden. Der Gästehafen liegt direkt neben dem Bahnhof. Ich erhalte eine kurze Einführung über das Schiff und das Leben an Bord, anschließend richte ich mich ein und verstaue mein Gepäck. Im nahegelegenen Supermarkt besorgen wir uns noch Proviant für die Woche.

Am Sonntagmorgen gehts los. Wir machen die Patonja segelfertig und legen ab. Mein erster Tag auf See ist ein richtiger Kaltstart. Starke Winde und der wild aufgewühlte Kalmarsund warten. Die erste Etappe führt über 26 Seemeilen nach Grönhögen auf Öland. Die ungünstigen Winde zwingen uns, den ganzen Tag über den Kalmarsund zu kreuzen. Nach zehn Stunden segeln und 48 zurückgelegten Seemeilen machen wir schliesslich im Hafen fest. Erwähnenswert wäre da noch ein Einhandsegler der uns unter Motor ziemlich rücksichtslos vor den Bug gefahren ist. Nur dank Pädes schnellem Ausweichmanöver können wir eine Kollision vermeiden. Ungeachtet unserer Flüche fährt der Segler unbeirrt weiter seinen Kurs. Ich bin froh die erste Etappe überstanden zu haben. Trotz einigen bleichen Momenten ist mein Mageninhalt nach wie vor mit mir und ich werde von Päde mit dem Prädikat hochseetauglich geadelt. Wir kochen uns Reis und Gemüse in der Bordküche und ich freue mich auf die weitere Tour. Den Rest des Abends verbringen wir mit dem erfolglosen Versuch eine geöffnete Bar zu finden, um bei kalter Gerste den EM-Final zu gucken. Immerhin sind wir noch rechtzeitig zurück im Hafen um einen fantastischen nordischen Sonnenuntergang mitzuerleben.

Für Montag steht die Überfahrt nach Utklippan auf dem Programm. Utklippan ist ein Felsen 25km vor der schwedischen Küste und bietet gerade genug Platz für einen Hafen, einen Leuchtturm und einige verwaiste Unterkünfte. Die lokale Seehundkolonie wollte sich leider nicht zeigen. Die Überfahrt ist im Vergleich zu gestern die pure Entspannung. Wir sind hauptsächlich mit Autopilot unterwegs. Ich suche mir einen schattigen Platz an Deck und geniesse die Fahrt. Nach acht Stunden segeln machen wir im Hafen fest. Kurz darauf helfen wir einem kleinen Segelboot beim Anlegen. Auf den zweiten Blick erkennen wir den Mann als den Kamikazepiloten vom Vortag. Von Päde zur Rede gestellt verschwindet der Segler unter Deck und kehrt kurz darauf mit schwedischem Starkbier und einem Karton sizilianischem Rotwein zurück. Wir lassen die Sache damit auf sich beruhen.

Dienstagmorgen legen wir um fünf Uhr morgens ab, wir brechen zur 60 Seemeilen entfernten dänischen Insel Bornholm auf. Die Überfahrt ist wiederum sehr angenehm, auch wenn der Rückenwind von Zeit zu Zeit etwas schwächelt. Am späten Nachmittag taucht die Nordspitze der Insel aus dem Dunst auf. Zu unserer Überraschung ist Bornholm nicht flach wie ein Omelett sondern begrüsst uns mit steilen und überaus schönen Granitküsten. Wir entscheiden uns für den beschaulichen Hafen in Vang und legen an. Im Hafencafe gönnen wir uns einige lokale Spezialitäten und legen uns zeitig schlafen, für morgen steht die Königsetappe an.

Wir wollen zum südlichsten Punkt Dänemarks übersetzen, Gedser auf der Insel Falster. Für die 110 Seemeilen kalkulieren wir ca. 26 Stunden Fahrt. Wir fahren am Vormittag los und kommen mit Rückenwind gut voran. Die Windprognose sagt abflauende Winde voraus, so kommt es dann auch. Gegen Mitternacht schalten wir um auf Motorantrieb. Die Nacht teilen wir uns auf in abwechselnde 2 Stunden Wachen. Ich bekomme von Päde eine Schnellbleiche verpasst wie man anhand der Beleuchtung den Kurs der anderen Schiffe bestimmen kann. Was in der Theorie recht simpel klingt gleicht in der Praxis dann eher einem Ratespiel. Nebel und die fantasievoll angebrachten Leuchten unterschiedlicher Qualität lassen meist alle möglichen Schlüsse zu. Zum Glück haben wir noch das Radar. Überhaupt bin ich als Landei aus den Bergen ziemlich überrascht was auf der Ostsee so alles los ist. Fähren, Tanker, Frachtschiffe, Kreuzfahrtschiffe, Windparks und alles Mögliche muss im Auge behalten werden. Wir schaffen es aber sicher durch die Nacht und laufen am Vormittag im Hafen von Gedser ein. Wir legen uns erstmal zwei Stunden hin und machen uns nachher auf in Richtung Dorf. Gedser erweist sich als eher reizloses Kaff. Wir besorgen etwas Proviant, essen geräucherten Fisch am Hafen und gönnen uns ein dänisches Bier in der lokalen Kneipe.

Am Freitag legen wir am Vormittag wieder ab, Ziel ist der Hafen von Burg auf der Norddeutschen Insel Fehmarn. Die Winde sind nach wie unbeständig, wir segeln mit zwei bis vier Knoten. Bei noch weniger Wind schalten wir den Motor zu. Auf Fehmarn sind wir dann definitiv wieder zurück in der zivilisierten Welt. Der Hafen ist sehr gross und bei unserem Eintreffen bereits fast voll. Päde holt die Klappräder aus dem Boot und wir kurbeln ins Dorf. Dieses bietet absolut alles, was sich Pauschaltouristen so wünschen. Läden für allen möglichen Plunder, Souveniershops, ein kleiner Zug für die Dorfrundfahrt, Imbissbuden undundund… Wir machen das Beste draus und verkosten lokalen Fisch und Bier.

 

Päde plant bis Montag im Hafen zu bleiben und Diesel und andere Sachen aufzufüllen. Für mich wird’s am Samstagmorgen leider schon wieder Zeit meine Koffer zu packen. Ich geh in Fehmarn auf den Bus um nach Hamburg auf den Flughafen zu fahren. Mir bleibt eine unvergessliche Woche auf der Ostsee mit vielen einmaligen Erlebnissen. Vielen Dank an Päde und Sonja für die Gastfreundschaft auf ihrem Boot und fürs zuverlässige planen und Navigieren. Ahoi und gute Winde für eure weiteren Fahrten!