Am Nachmittag vom 1. Juni 2014 hiess es wiedermal Anker auf. Bevor wir uns auf den Weg zum offenen Meer machten, legten wir noch an einer Tankstelle an und füllten Diesel und Wasser auf. Mit einem etwas mulmigen Gefühl verliessen wir den sicheren Hafen und hätten einiges darum gegeben, schon auf den Azoren zu sein.... Die ersten Tage verliefen sehr angenehm und wir kamen gut vorwärts. Meistens hatten wir guten Wind und Patonja lief gut. Zeitweise war der Wind etwas schwach. Da wir ziemlich viel Diesel gebunkert haben, motorten wir durch die Flauten. Unsere Route führte erst in Richtung Südosten mit dem Ziel, gute Strömung und weniger Starkwind zu haben. Am fünften Tag war vorläufig fertig lustig. Ein Tief zog langsamer in Richtung Nordosten als gedacht. Innert kurzer Zeit sank der Luftdruck und der Wind nahm zu. Bald waren wir mit dem zweiten Reff im Gross und dem Sturmfock unterwegs. Premiere für das Sturmfock :o) Schliesslich nahmen wir das Gross noch ganz runter und düsten nur mit dem Sturmfock mit rund 7 Knoten durch die Wellen. Patonja, die Windfahne und der Autopilot arbeiteten sehr gut und so konnten wir die rund 12 Stunden bei stürmischem Wind den Umständen entsprechend gut überstehen. Der Wind und die Wellen drückten uns in Richtung Norden.

Manchmal staunten wir, was da so alles durch die Luft flog im Salon. Bücher, die noch nie einen Wank gemacht haben, flogen auf einmal quer durch Patonjas Bauch. Nach rund 24 Stunden war der Spuk einigermassen vorbei, der Seegang nahm wieder ab und wir konnten bei gutem Wind wieder zügig in Richtung Südosten segeln. Etwas frustrierend war, dass wir zwei Tage rund einen Knoten Gegenströmung hatten, obwohl wir theoretisch einen Knoten mit uns haben sollten. Schliesslich drehte auch die Strömung und wir kamen noch zügiger vorwärts. Mit dem Satellitentelefon haben wir alle 2 Tage das Wetter runtergeladen und siehe da, es wartet wieder ein Tief auf uns. Unterdessen ist der 11. Tag. Wir haben uns überlegt, ob wir geradewegs in Richtung Süden segeln sollten, um dem Tief ein bisschen auszuweichen, aber jetzt, wo wir endlich die Strömung mit uns haben... Wir entschlossen uns weiter Richtung Südosten zu segeln, da wir eh nicht vollständig ausweichen konnten und wir hofften, dass das Tief zügiger in Richtung Nordosten zieht. Bei noch ruhigem Wetter bereiteten wir wieder das Sturmfock vor, machten heisses Wasser, kochten eine feine Mahlzeit und harrten gut gerüstet der Dinge, die da auf uns zukommen. Es wurde heftiger als beim ersten Tief, was den Wind und den Seegang angeht. Es ist wirklich eindrücklich, welche Wellenberge sich aufbauen und man kommt sich soooo winzig vor. Rundherum hatte es auch Brecher und wir sind froh, dass wir nur einmal unter einen Brecher gerieten. Alles was nicht angebunden war im Cockpit verabschiedete sich (war zum Glück nicht viel), ein Bodenbrett vor dem Niedergang wurde ausgerissen, die Elektronik erwischte etwas viel Wasser und die in Newport genähten Spritzschutze hingen nur noch an ein paar Ösen an der Reling und im Salon wurde es auch reichlich nass. Vereinzelt sahen wir Frachter, die ziemlich nahe an uns vorbeifuhren, wir hatten den Eindruck, dass sie schauen wollten, wie es uns so geht. Einmal wurden wir auch angefunkt und gefragt, wie es uns da unten so ergehe :o) Eine schöne Geste die ein gutes Gefühl gab. Nach dem Tief verlief der Rest unserer Überfahrt wieder ruhig und die letzten beiden Tage, motorten wir zwischendurch einige Stunden. Am Morgen vom 18. Juni 2014 sahen wir Flores unter den Wolken hervorgucken und kurze Zeit später legten wir im kleinen Hafen von Flores an.

Die Azoren haben uns sehr freundlich empfangen und die Segler im Hafen sind offen und fröhlich. Wir können auf eine abwechslungsreiche Überfahrt zurückblicken und unsere Patonja hat sich einmal mehr als kleine aber feine Segelyacht bewiesen. Jetzt freuen wir aus darauf, die Azoren zu erkunden und wiedermal unsere Beine zu bewegen.